Jan Christian Pflugstedt • Dez. 06, 2020

Der große Regenwald-Hilfe Adventskalender Türchen 6 – Der Luchs



Verbreitung
Ursprünglich war der Luchs in fast ganz Europa und großen Teilen Asiens verbreitet. Nach intensiver Verfolgung durch den Menschen ist das Verbreitungsgebiet heute deutlich kleiner. Die meisten der mitteleuropäischen Luchsvorkommen gehen auf Wiederansiedlungsprojekte zurück.
In Deutschland kommt der Luchs außer im Harz auch im Bayerischen Wald vor. Seit 2016 wird die Tierart im Pfälzerwald angesiedelt. Aus der Schweiz wandern vereinzelt Luchse nach Baden-Württemberg ein. Einzelne Nachweise gibt es auch in Sachsen.

Aussehen
Der 85 bis 110 cm lange Eurasische Luchs ist eine auffallend hochbeinige Katze mit einer Schulterhöhe von etwa 60 cm. Das Gewicht von Tieren der Harzpopulation liegt zwischen 15 kg und 25 kg. Die Männchen sind im Durchschnitt 15% schwerer als die Weibchen.
Besonders zwei Merkmale heben die Luchse von den meisten anderen Katzenarten deutlich ab. Dies sind der mit 15 bis 20 cm verhältnismäßig kurze Schwanz mit seiner tief schwarzen Spitze und die bis zu 4 cm langen Ohrpinsel.
Die verhältnismäßig großen Pfoten haben in ihrer Mitte und am Rand dichte Haarpolster, die als Kälteschutz wirken. Die breiten Sohlen verteilen den Druck, den das Körpergewicht auf den Untergrund ausübt, was dem Luchs eine gute Fortbewegung im Schnee ermöglicht. Die langen und sehr scharfen Krallen des Luchses können – wie bei fast allen Katzen – eingezogen werden.
Der Kopf des Luchses wirkt recht klein im Vergleich zum übrigen Körper. Der Schädel ist kurz und rundlich und dient einer auch im Vergleich mit anderen Katzenarten sehr hohen Bisskraft. Das Gebiss besteht aus lediglich 28 Zähnen.
Das Sommerfell des Luchses ist rötlichbraun. Im Winter hingegen hat das Fell eine weiß-graue Färbung und ist sehr dicht. Das gleiche Individuum wirkt nun viel kräftiger als im Sommer. Die schwarze Fleckung des Fells kann bei den Luchsen einer Region verschieden stark ausgeprägt sein. Insgesamt besteht das Fell aus einer dichten Unterwolle und den darüber liegenden 5–7cm langen Grannenhaaren. Der Bauch ist lockerer behaart als der Rücken. Typisch für die Art ist der ausgeprägte Backenbart.



Das Wiederansiedlungsprojekt im Harz

Zwischen Sommer 2000 und Herbst 2006 wurden im Nationalpark Harz nach und nach insgesamt 24 Luchse (9 Männchen und 15 Weibchen) in die Freiheit entlassen. Alle ausgewilderten Tiere waren Nachzuchten aus europäischen Wildparks, die vor der Freilassung in einem vier Hektar großen Auswilderungsgehege im Nationalpark in den neuen Lebensraum eingewöhnt worden waren.

Im Sommer 2002 gelang erstmals der Nachweis von wildgeborenen Jungtieren im Harz. Seither kam in jeder Saison Nachwuchs zur Welt.

Im Jahr 2010 gelang im hessischen Teil des Kaufunger Waldes der erste Nachweis junger Luchse außerhalb des Harzes. 2013 brachte eine Luchsin im Hils (Leinebergland) erstmals Jungtiere zur Welt und 2016 fand im Solling die erste dokumentierte Luchs-Reproduktion statt. Auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind Luchse mittlerweile außerhalb des Harzes unterwegs.

 

Ein Bündnis für den Luchs

Im Pfälzerwald arbeiten viele Verbände, Institutionen und weitere Unterstützer unter Federführung der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz intensiv zusammen, um dem Luchs eine neue Heimat zu ermöglichen. So entwickelte sich mit Nutztierhaltern, Jägern und Grundbesitzern ein intensiver Dialog, der künftig noch weiter vertieft wird. Denn mit der Auswilderung der Tiere ist es noch lange nicht getan. Von Anbeginn muss die ansässige Bevölkerung mit eingebunden werden. Besonders dort, wo Konflikte auftreten können – etwa bei Landwirten mit Nutztieren –, ist es wichtig, die Akzeptanz zu fördern und Vertrauen zu schaffen. Über die Stiftung wurde ein Fonds eingerichtet, der Nutztierhalter entschädigt, wenn sich doch einmal ein Luchs an einem Schaf oder einer Ziege vergreift, was selten vorkommt.

Wichtig ist die Botschaft: Luchse gefährden keinen Menschen, sondern fördern einen gesunden Wildtierbestand und sind eine Bereicherung unserer Natur!




Organisatoren der Auswilderung: Naturschutzorganisationen und Zoos


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