Dez. 10, 2022

Der große RWH Adventskalender 2022
Türchen 10  -  140 Jahre lang verschollen

In Zeiten des Klimawandels und des globalen Artensterbens sind gute Nachrichten aus der Welt der Naturwissenschaften eine Rarität. Doch es gibt Lichtblicke.


Bis vor kurzem galt die Fergusson-Fasantaube (Otidiphaps nobilis insularis) aus Neuguinea als verschollen und ausgestorben. Seit 1882 hatte kein Biologe mehr den Vogel gesehen. Doch nun ist einem Expeditionsteam von der amerikanischen Cornell-Universität der wissenschaftliche Beweis gelungen, dass der manchmal auch Schwarznacken-Fasantaube genannte Vogel noch lebt.


Das berichtet die Vogelschutzorganisation American Bird Conservancy (ABC). Zusammen mit anderen Gruppen und Institutionen hat sie das Projekt «The Search for Lost Birds» ins Leben gerufen. Die Organisation hat sich damit zum Ziel gesetzt, verschiedene verschollene Vogelarten in den nächsten Jahren wiederzuentdecken.


Und davon gibt es einige. Vor allem in abgelegenen und schwer zugänglichen Orten auf der Welt ist der Überlebensstatus vieler seltener Arten oft unklar. Wissenschafter, die nach solchen Arten suchen, brauchen deshalb meist auch eine Portion Glück, um ihr Zielobjekt aufzuspüren.

Das war auch bei der Fergusson-Fasantaube der Fall. Bereits 2019 hatte das Team der Cornell-Universität versucht, den Vogel zu finden – allerdings ohne Erfolg. Lediglich Berichte einheimischer Jäger wiesen in den letzten Jahren darauf hin, dass die seltenste der vier Unterarten der Fasantaube noch existiert.

Der Vogel, der etwa so gross wie ein kleines Haushuhn wird, lebt sehr versteckt und kommt nur auf der Fergusson-Insel im D’Entrecasteaux-Archipel vor der Ostküste Papua-Neuguineas vor. Die Insel ist schwer zugänglich. Dichte Wälder und eine stark zerklüftete Landschaft erschweren Expeditionen.


Diese Bedingungen hätten auch die letzte Expedition beinahe zum Scheitern gebracht, wie Jason Gregg, Co-Leiter der Expedition, bei BBC berichtete. Wochenlang hätten sie im September nach dem Vogel gesucht. Erst zwei Tage vor der geplanten Abreise sei die Entdeckung dank einem entscheidenden Hinweis gelungen. Ein Jäger aus einem kleinen Dorf an der Westseite des Mount Kilkerran berichtete den Wissenschaftern, dass er die Tiere mehrere Male in steilem Berggelände gesehen und rufen gehört habe.


Im beschriebenen Gebiet platzierten die Wissenschafter schliesslich zwölf Fotofallen – und hatten Erfolg. Eine Fasantaube, die durch das dichte Unterholz spazierte, wurde von einer Kamera eingefangen. Der Vogel hielt sich in einer Höhenlage von 1000 Metern über Meer auf.


Wissenschaftern sind vor Papua-Neuguinea die ersten Filmaufnahmen überhaupt einer Fergusson-Fasantaube gelungen.


Die Freude über die Entdeckung unter Wissenschaftern und Ornithologen ist riesig. Erstmals seit 140 Jahren konnte die Existenz der Art wieder nachgewiesen werden. John Mittermeier, Direktor des Lost-Birds-Programms bei ABC und Ko-Leiter der Expedition, sagte der BBC: "Einen Monat hatten wir nach dem Vogel gesucht. Als wir dann die ersten Fotos der Fasantaube sahen, fühlte es sich an, als hätten wir ein Einhorn gefunden." Es sei der Moment, von dem man als Naturschützer und Vogelbeobachter sein ganzes Leben lang träume.


Um die Zukunft des Vogels steht es dennoch nicht gut. Wegen des kleinen Lebensraums und weil auf die Art vermutlich auch gejagt wird, gehen die Forscher davon aus, dass die Vögel vom Aussterben bedroht sind. Birdlife International und die International Union for Conservation of Nature (IUCN) schätzen den Gesamtbestand auf weniger als 250 Exemplare.

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